Die nachfolgenden Kolumnen wurden in der Zeitschrift VOLKSRECHT in den Jahren 1981-1986 veröffentlicht.
Das Aergernis „Anthologie“
Als das Wort „Anthologie“ im 18. Jahrhundert als gelehrige Entlehnung aus dem Griechischen (anthologia = Blütenlese) auftauchte, war sich wohl kein Verleger der Folgen dieses Wortes und deren späteren Auswirkungen im Literaturbetrieb bewusst. Anthologien damals waren wohl wirklich Blütenlesen und dienten vielfach auch der Allgemeinbildung der Leserschaft. Anthologien versuchten Lesefreude zu wecken und waren Ausdruck der Vielfältigkeit von Literatur. Selbstredend war die Anthologie aber auch Werkzeug der Religion zur Unterstützung der herrschenden Moral und der Bürgerlichkeit. „Christlicher Hausschatz“ und ähnlich nannte man diese Bildungsbücher, die, zu Tausenden verlegt, dem einfachen Volk darlegten, was gut war und was schlecht. Diese Hausschätze, meistens Zusammenschnitte aus der ethischen Literatur, wucherten bis anfangs des 20. Jahrhunderts über den Büchermarkt und sind auch heute noch in Brockenhäusern kiloweise anzutreffen.Gerechterweise muss aber gesagt werden, dass neben diesen Werken doch auch immer wieder Anthologien verlegt wurden, die durchaus in der Lage waren, Lesefreude zu wecken, Vergessenes wieder in Erinnerung zu rufen oder die Eigenheiten einer bestimmten Zeit, einer bestimmten Sache hervorzuheben.
Im Grossen und Ganzen hat sich die ursprüngliche „Blütenlese“ zu einer „Kraut- und Rübenlese“ entwickelt. Der deutschsprachige Buchmarkt ist in den letzten 15 Jahren von einer wahren Anthologienflut überschwemmt worden. Was in Zeiten der literarischen Hochkonjunktur als Zeiterscheinung gegolten haben mag, nimmt heute aber fast krankhafte Züge an. Praktisch kein deutschsprachiger Verlag, der nicht mindestens einmal im Jahr eine Anthologie herausgibt! Die einen begnügen sich damit, die bisherige eigene Produktion auszuschlachten, andere klamüsieren Texte zusammen, deren Rechte abgelaufen sind oder binden Klassikerverschnitte in gekürzter Form wieder neu auf. So entstehen dann prächtige dicke Wälzer mit Katzen-, Hunde-, Ehe-, Säuglings-, Pferde-, Weihnachts-, Heimat- und Liebesgeschichten. Diese „literarischen“ Kraft- und Saftpakete, mondän-billigst aufgemotzt, werden dann als Geschenkbücher billig auf den Markt gestelzt. Ist man also auf der Suche nach einem Buchgeschenk und kennt aber den genauen Geschmack des zu Beschenkenden nicht, so greift man am besten – und so will es die Verlagswerbung – zur Anthologie. Mundgerechte Häppchen für jeden Geschmack. So beobachte ich eine kaugummikauende Kollegin, die einen offensichtlich ratlosen Kunden beraten soll, wie sie ihn nach den Hobbies und Eigenheiten des zu Beschenkenden befragt. Ob er Katzen liebe? Die Frage ist nicht verwunderlich, da diese Buchhandlung über genau 48 verschiedene Katzenanthologien verfügt die dekorativ in der Ladenmitte gebündelt hingeklotzt sind. Die Katzen hauen aber nicht hin, Hunde seien auch nicht von Interesse, verheiratet ist er auch nicht. Er trinkt keinen Alkohol und raucht auch nicht und ansonsten wisse man nichts über ihn. Schliesslich einigt man sich auf das „Persönliche Geburtstagsbuch“. Dort hat es von allem ein bisschen und von nichts zuviel drin. Ausserdem stehe vorne noch das persönliche Geburtstagsdatum drauf. Also ein individuelles Geschenk. Der Kunde kauft.
Dass es bei dieser Anthologienflut zu Ueberschneidungen kommt, ist klar. Das scheint aber niemanden zu stören, da ja die Buchausstattung verschieden ist. Natürlich gibt es auch Verleger, deren Anthologien sich durch Professionalität abheben und auszeichnen wollen. Da der Sprung in den Anthologien-Tümpel zu spät kommt und man höchstens noch im Uferschlamm mitpublizieren kann, macht man sogenannte sorgfältige Anthologien: man verpflichtet einen bekannten Hausautoren, der es im laufenden Jahr nicht geschafft hat, ein Manuskript abzuliefern, zur Herausgabe einer Anthologie. Mit Vor-, Nach- und Beiwort. Und Fussnoten. So entsteht also die sogenannt wissenschaftliche oder begleitete Anthologie. Sie hat zum Ziel, eine Art Reader’s Digest für Intellektuelle zu sein und einen kompakt-kompetenten Querschnitt zu einem bestimmten Thema zu bieten. Hier wird dann also eine Fliege mit drei Klappen geschlagen: klassische Texte, deren Rechte abgelaufen sind sowie Ueberschüsse aus der eigenen Backlist werden in verlagseigenem Rahmen in üblich billiger Aufmache, aber zum erhöhten Intellektuellenpreis angeboten. Natürlich mit dem Vermerk, dass der Autor „X“ der Herausgeber ist.
Wurde die Anthologien-Kurbel mal aus literarisch-erzieherischen Gründen angeworfen, so muss man heute feststellen, dass diese Kurbel schon vor langer Zeit abgebrochen ist. Neuantiquariate, Ramschläden, Warenhäuser können sich der steten Flut, die mehr abnützt als nützt, kaum mehr erwehren. Im Buchhandel verstopft die Anthologie die Regale, nimmt wertvollen Platz weg und fördert, da in der Regel anspruchslos und allgemeinverbindlich, das passive Verkaufsverhalten des buchhändlerischen Personals.
Schlussendlich sind die Leser die Opfer dieser buchhändlerischen und verlegerischen Bequemlichkeit. Aehnlich beschissen wie in anderen Branchen, kaufen sie Altes in neuer Verpackung und umgeschichtet. Galt die Anthologie einst als Bildungswerk, als Lese-Animation, so ist sie heute reines Füllmaterial für unausgelastete Verlagsprogramme und Büchergestelle. Auf Kosten der Original-Ausgabe, des Lese-Vergnügens und der Qualitäten des Buches im Allgemeinen. Vielleicht hätte man vor 200 Jahren statt Anthologie das Wort Apogamie wählen sollen: Vermehrung ohne Befruchtung.
Idylle – Tagebuch eines nebenamtlichen Hauswarts
Montag: „Herr Hauswart, im ersten Stock brenn kein Licht. Danke.“ Der Zettel hängt am frühen Morgen an der Türe, keine gute Zeit, um auf Leitern zu steigen. Das Birnendrehen wird also auf den Abend verschoben. Am Abend, kaum zu Hause, klingelt es. Ob die Birne schon gewechselt seit? Nein, sie sei noch nicht gewechselt, es ist ja aber auch noch hell. Die Beleuchtung wird in etwa 3 Stunden eingestellt.
Dienstag: Es klingelt. Im Garten stehe ein Velo. Der Hauswart versichert sich, dass dem so ist. Richtig, im Garten steht ein Velo.Er bestätigt die Information und wartet auf Direktiven. Wem denn das Velo sei, wird er gefragt. Der Hauswart weiss es nicht. Also lässt man die Angelegenheit auf sich beruhen. Es klingelt wieder. Im Stockwerk 3 sei die Treppe nicht geputzt. Da müsse reklamiert werden.Und das Gras im Garten sein auch ziemlich hoch. Der Hauswart verspricht und verspricht.
Mittwoch: Dem Hauswart wird schriftlich nahegelegt, doch gelegentlich Heizöl zu bestellen. Es sei schliesslich Juni und der Winter komme bald. Und vom Stockwerk 4 kommt die Reklamation, dass die neuen Mieter im Stockwerk 5 noch keine Vorhänge hätten.Das Haus gegenüber habe das telefonisch mitgeteilt. Es hätte den Hauswart ja auch gewundert, wie die reklamierende Person im obersten Stockwerk in die Fenster hätte reinschauen können.
Donnerstag: Zettel im Briefkasten, dass das Velo immer noch im Garten stünde. Der Hauswart wirft den Zettel weg, das Velo stört doch wirklich nicht und ausserdem ist er selber der Einzige, der den Garten regelmässig benützt.
Freitag, gaanz früh: Es klingelt. Sektenbesuch. Die Leutchen möchten ins Haus hinein. Der Hauswart ist verkatert; ihm ist’s egal. Kurz darauf ein Telefon. Man wolle in einem römisch-katholischen Haus keine Sektenbesuche. Im Parterre ist eine Birne, was der Hauswart aber selber bemerkt und prompt für seine Aufmerksamkeit von der aufmerksamen Nachbarin gelobt wird. Um halb Zehn klingelt’s wieder und der Hauswart muss hören, dass in der Wohnung der Neueingezogenen seit zwei Tage eine dritte Person zu wohnen scheint. Man höre dies.
Samstag: Der Hauswart macht Gartenarbeit und muss hören, dass das Gras wirklich sehr hoch sei und dass immer noch das Velo im Garten stehe. Und ein Linker habe Flugblätter verteilt; sowas gehöre sich nicht in diesem Quartier. Gegen Abend klingelt es an der Tür und jemand behauptet, die Waschmaschine sei kaputt. Was denn kaput sei? Alles. Der Hauswart sieht nach und muss feststellen, dass lediglich der Strom nicht eingeschaltet wurde. Er bringt das in Ordnung. Später am Abend bemerkt er, dass das Velo im Garten verschwunden ist. Dann klingelt’s und es wird ihm mitgeteilt, dass man das Velo hinaus an die Hauptstrasse gestellt habe. Man brauche keine fremden Velos im Garten.
Sonntag: Der Hauswar wird um 8.25 Uhr geweckt. Jemand aus dem 2. Stockwerk sagt, dass der Fernseher nicht gehe. Das liege sicher an der Antenne. Ob er, der Hauswart, denn sowas nicht bemerke. Der Hauswart kontrolliert das, in dem er seinen eigenen Fernseher anstellt. Der Empfang ist bestens, es muss also am Gerät liegen. Er teilt dies mit und empfiehlt einen Reparaturservice.. Er kriegt zu hören, ob nicht er, der Hauswart, dies erledigen könne. Am frühen Nachmittag klingelts. Es wird reklamiert, dass jemand 1 Badetuch und zwei Socken im Garten zum Trocknen aufgehängt habe. Und das an einem Sonntag! Und ein paar Minuten später klingelt’s wieder und ein verbitterter junger Mann steht vor der Türe. Sein Velo sei gestohlen worden. Eine Sauerei sei das. Eben erst eingezogen und schon wird man beklaut.
Tja, Hauswart im Nebenamt heisst dieser Job; eine garantiert leichte Arbeit für die man eine kleine Mietzinsreduktion erhält. Eine Arbeit, die für VolkswissenschaftlerInnen, PolitologInnen, SoziologInnen und VerhaltenswissenschaftlerInnen ein gefundenes Fressen wäre. Von TherapeutInnen ganz zu schweigen.
Der guten alten Zeit zuliebe…
Mein Freund hat Probleme. Nachdem er seinen relativ guten Job aufgegeben hatte, um in einem Zürcher Aussenquartier mittels Radieschenbeet und bioenergetischer Selbsthypnose zu überleben, hat er nun einen Yin & Yang-Workshop, einen Schrei- und Kissenschlacht-Kurs und bewusstes Heilkräutersammeln organisiert. Nicht genug: nebenbei belegt er noch einen Pantomimekurs und beschäftigt sich mit transzendaler Meditation. Er brauche das für sein Karma, für seine Ausgeglichenheit. Sein Körper könne ohne all das nicht mehr existieren. Missbilligend blickt er auf meine Zigarette, murmelt etwas von Sucht, Abhängigkeit und Labilität. Dann eilt er davon. Einen Kurs besuchen, wie er sagt, zur physio-psychologischen Entspannung.
Seine Probleme, von denen er mir erzählte, waren simpel. Er habe für nichts mehr Zeit, das Geld sei knapp, ob ich nicht Interesse hätte…, ausserdem suche er noch Hilfskräfte. Transparente Leute. Ueberhaupt sei es doch eine Gemeinheit, dass seine Lebensart in der heutigen Gesellschaft fast keine Unterstützung finde. Ob ich vielleicht nicht mal im VOLKSRECHT was schreiben könnte? Ich verspreche es ihm. Er verspricht mir dafür ein Nachtessen.
Kurz darauf sitze ich in seiner Vierzimmerwohnung in der Küche. Holztäfer an der Wand (gegen alle Arten von kosmischen Strahlen), Korkplatten auf dem Boden (für fussgerechtes Gehen) und allerlei Kräuter, die überall rumhängen. Weitere drei Zimmer sehen ähnlich aus. Ueberall Meditations-Kram, Glöckchen, Kissen, Embleme, Schriften.
Das vierte Zimmer kriege ich nicht zu sehen. Ich dränge aber drauf und nach langen Diskussionen und Ausflüchten darf ich es endlich betreten. Ein Heiligtum! Bücher, Poster, alle 1.-Mai-Plakate seit 1967, eine Vietcong-Fahne, Mao’s gesammelte Werke, Väterchen Stalin als Plastik-Büste, Che Guevara….. Ich bring meinen Mund nicht mehr zu. Ich kriege zu hören, dass er hier sein wahres Ich verstecke. Dass er immer noch „dabei“ sei. Dass er den Kontrast brauche. Ein Refugium, in das er sich regelmässig zurückziehe. Nun gut, ich mach’s mir bequem und rauche eine (in der restlichen Wohnung verbotene) Zigarette. Jetzt taut er auf. Wir reden ein paar Stunden lang über alte Zeiten, schwärmen und träumen.
Als ich dann aufbreche, vorbei an alten Gebetsmühlen, Meditationsketten und -Kissen, werde ich nochmals um eventuelle Unterstützung angefragt. Ich sage Nein. Der guten alten Zeit zuliebe. Wir verabreden uns für den 1. Mai. Der guten alten Zeit zuliebe.
Ich glaub ich geh nicht hin. Ich habe Schiss.
Die Neuen Weichen
Nein. Ich meine natürlich nicht die Weichen, die allerorts gestellt werden oder gestellt werden sollten. Nein, ich meine die neue Weichheit, die sich allerorts in Köpfen breit macht. Die neue, ach so softe und verständnisvolle Welle, der Neuanbruch der Gefühle, die allumfassende Verbundenheit,, das Gesunde, Schöne, Heile und Gute.
Gut und schön. Das vom Kopf wegkommen und auch mit dem Bauch denken war und ist sicher nötig. Nur haben wir es offensichtlich nicht fertig gebracht, einen guten Mittelweg zu finden. Wir sind ins Gefühl abgestürzt. Hypersensibel werden alle Sätze mit der direkten Anrede angefangen – so, als wollten wir unsere Herzlichkeit direkter machen. Diese weiche Verinnerlichung, diese Komplizierung ist mittlerweile so verbreitet, dass es ziemlich penetrant wird.
Gefühle sin in. Wo es bitter nötig wärem ein bisschen zu denken, kritisch zu sein, werden Gefühle ausgedrückt. Wo eine gewisse Aggression nötig wärem wird mit Sensibilität gekämpft. Wo eine Entscheidung nötig wäre, wird gezögert, ein Workshop gegründet oder ein therapeutisches Fachbuch gelesen. Harte Fakten, die unser Leben bedrängen, werden mit Blümchen und Frieden bekämpft.
So mag es kommen, dass:
- ältliche Herren sentimentale Bücher über die Jugendbewegung schreiben (Hurr, wir waren dabei – es war schrecklich)
- Männer verständnisvolle Sachbücher über Frauenemanzipation schreiben, aber immer noch die gleichen Macker wie früher sind
- alternative Betriebe meinen, grössere Wartezeiten und miese Bedienung haben ihre Berechtigung und sich dann wundern, wenn sie Pleite machen
- wenn Du zufällig nachdenklich vor Deinem Bier sitzt, garantiert jedmand nach Deinen Problemen fragt
- Politikerinnen und Politiker stricken und der Ratsbericht prompt auch am meisten über das Stricken schreibt
- reaktionäre Hebammenbücher zu Bestsellerm werden
- undsoweiter
Es gäbe noch viel zu meckern. Diese neue Hypersensibilität, die mit rosaroter Latzhose, Gruppentherapie, Selbstgestricktem, Samadi-Tank, Biofeedback, Loslassen und mit grenzenloser Toleranz in Kopf und Bauch herumschwappt, ist nichts anderes als eine billige und gefährliche Flucht. Eine Mischung aus Wandervogel und Monte Verita. Und hinter dieser ganzen neuen iInnerlichkeit beginnt sich eine kleinbürgerliche, falsche Moral zu entwickeln, die schlimmer ist, als zur Zeit von „Hans und Ume“ oder „Heidi“.
Dass der Mensch nicht nur vom Kopf lebt, ist klar. Dass es aber ganz ohne Kopf eben auch nicht geht, sollte uns unsere eigene Geschichte auch gelehrt haben. Wenn wir nur noch per Bauch leben und im Hirn Gemüse pflanzen, kommen wir bald an einem anderen Körperteil an: am Arsch.
Der unendliche Kult
Kultbuch – ein Wort, das in letzter Zeit vermehrt auftaucht, das öffentliche Diskussionen zu provozieren scheint und das offenbar niemand so genau zu deuten weiss.
Davon ausgehend, dass das Wort „Kult“ eigentlich Pflege bedeutet, sollte jede Art von Lesen kultisch sein. Lesen = Kult also. Aber da wir ja gerne spezifizieren, katalogisieren und zuteilen, scheint dieser Begriff allein nicht zu genügen.
Nach Duden ist „Kult“ einerseits eine an feste Vollzugsnormen gebundene Religionsübung einer Gemeinschaft. Da muss einem natürlich die Bibel in den Sinn kommen, aber unsere Kultbuchdiskussionisten haben meines Wissens noch nie die Bibel in ihre diskussionen aufgenommen. Anders verhält es sich natürlich mit der unsäglichen „Unendlichen Geschichte“ von Michael Ende. Da ist man eher bereit, von einem Kultbuch zu reden, schliesslich rennen die Leute ja auch massenweise in den Film, und das Buch erfreut sich einer grossen Auflage und die Interpretationsmafia ist auch schon dick am Zug. Und sogar die unsäglichen Anthroposophen erheben ihre verSteinerten Häupter weil der Michael Ende fast einer von ihnen ist. Aber ist das wirklich ein Kultbuch? Die an feste Vollzugsformen gebundene Gemeinschaft – ist die nicht bei jedem Buch, welches eine bestimmte Auflagenhöhe erreicht, anzutreffen? Bei Plenzdorf zum Beispiel, dessen „Neue Leiden des jungen W.“ eine Auflagenhöhe von einer stolzen Million erreicht hat? Und überhaupt, wenn wir schon den Duden zitieren, ist der nicht auch ein Kultbuch? Oder das Groschenheftli, die Machwerke von Kathrin Rüegg, die sumpfige Nichts-geht-mehr-Beziehungs-Literatur der letzten Jahre, der SBB-Fahrplan, die Automobil-Revue etc.?
Doch die Literatur-Zerfledderer auf ihren Podien suchen weiter nach ihren Kultbüchern. Sie zerpflücken die Literatur nach Werden, Können und Wollen und schaffen sich so ihren eigenen unendlichen Kult. Anstatt das Lesen an und für sich als Kult zu sehen und zu pflegen.
Und fast möchte man meinen: von Duden und Blasen keine Ahnung.